Donnerstag, Oktober 26, 2006

Von der Kunst des Suchens, Findens und Gefunden werdens

Willkommen zurück in meiner beschaulichen Ecke der globalen Informationsflut! Es hat sich etwas getan auf meinem Blog - wendest du den Blick zu deiner Rechten, werter Leser, so fällt dir sicher auf, dass der Seitenbalken am Rande einen ersten externen Link enthält. Besagte Verknüpfung zum Babelfish Cafe führt dich auf einer bemerkenswerten, jungen Dame delektierliches Diarium. Dies Tagebuch passt hervorragend zum heutigen Thema, da es ebenfalls vom Suchen und Finden handelt - einer Suche die wir alle kennen. Der Suche nach dem Platz, an den wir gehören und dem teils gewundenen Weg, der uns hoffentlich dorthin führt. Mögest du deinen Weg finden, Suchende!
Bevor ich mich nun aber zum Philosophieren hinreißen lasse, möchte ich schnurstracks zum eigentlichen Grund für mein Thema kommen. Die letzten zwei Tage befasste sich mein Kurs im Online-Journalismus mit der wichtigen Kunst des Recherchierens im Internet. Wohlweislich spreche ich hier von einer Kunst, denn auch wenn man die handwerklichen Aspekte der zielgerichteten Suche beherrscht, so bleibt der Erfolg dennoch zum großen Teil von der Kunstfertigkeit des Recherchierenden abhängig. Das Wissen welche Suchmaschinen oder Datenbanken die besten Aussichten auf Erfolg bieten, lässt sich ohne Weiteres mit Beharrlichkeit erwerben, ebenso ist die Beherrschung von Suchsyntax und technisches Verständnis von Nöten, um die ideale Grundlage für ein erfolgreiches Vorgehen zu legen. Dies sind zweifelsohne die handwerklichen Aspekte, die man erlernen kann, doch ist somit erst die halbe Ernte eingefahren. Was ist es dann, das noch fehlt zum befriedigenden Gelingen der Suche?
Ein Funken Genialität, untrüglicher Instinkt, breites Allgemeinwissen, das eine gute Einordnung des Themas ermöglicht? Sicherlich allesamt wertvolle Eigenschaften, die die Erfolgsaussichten verbessern können, doch wie viele Suchende verfügen über sie und wie sehr kann man sich auf sie verlassen? Treten wir zunächst einen Schritt zurück und betrachten wir die ganze Angelegenheit mit ein wenig Abstand.
Der erste Schritt, bevor man sich auf eine Suche begibt, scheint so selbstverständlich, dass es seltsam anmutet, ihn überhaupt auszusprechen. Bevor wir uns auf die Suche machen, müssen wir uns erst einmal darüber im Klaren sein, wonach wir suchen - in anderen Worten: wir müssen uns vergegenwärtigen welche Ziele wir anpeilen. Dieser erste, unbedingt notwendige Schritt gestaltet sich oft schwieriger als man zunächst denkt, je klarer wir ihn jedoch im Vorfeld fassen, desto leichter wird es uns gelingen den ganzen Weg zurück zu legen. Vorsicht ist jedoch geboten sich nicht in falschen Zielen blind zu verrennen. Ein gelegentliches Innehalten und Überprüfen unserer Ziele verhindert, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Doch was, wenn wir uns trotz aller Umsicht auf einem Irrweg verlaufen haben? Haben wir Zeit und Energie verschwendet und Nichts dabei gewonnen? Mitnichten, werte Freunde! Jeder Irrweg birgt in sich die Chance etwas zu finden, nach dem man nicht gesucht hat, das sich bei näherer Betrachtung aber vielleicht als wertvolle neue Erkenntnis entpuppen mag. Ein offenes Auge und ein offener Geist sind die besten Voraussetzungen, um einer Suche den wahren Sinn zu geben. Manches mal mag zwar die einzige Erkenntnis sein, dass man den Mut hatte sich der Suche zu verschreiben und ansonsten nichts Wertvolles gefunden hat. Ein Erlebnis, das wohl schon Jeder hatte, der sich ohne klares Ziel stundenlang in den Weiten des Internet verlaufen hat.
In dieser Hinsicht gleicht unsere Suche im Internet auf fast schon unheimliche Weise der entscheidenden Suche, die unser ganzes Leben prägt. Wir erwerben im Laufe der Jahre das nötige Handwerkszeug mit dem wir uns auf die Suche begeben - Einsicht, Wissen, Geduld, Instinkt, Zweifel, Mut, Verständnis. Wir finden unsere Ziele, richten uns nach ihnen und machen uns auf den Weg, sie zu erreichen. Die Suchmaschinen und Datenbanken, die Kataloge und Verzeichnisse - sie gleichen den vielfältigen Feldern, in denen wir Laufen lernen und uns erproben - von unserer Familie, unserem ersten Freundeskreis, der Schule, der Ausbildung, der Arbeit, bis hin zu unseren Hobbys und den anderen Dingen, über die wir uns definieren. Wie sehr bedauere ich doch die Menschen, die scheinbar immer den geraden Weg gehen und so gut wie nie in Sackgassen oder Irrwegen sich verlieren. Die Abschweifungen vom geraden Weg sind es doch, die die größten Chancen für neue Anregungen und Erkenntnisse bergen, die uns die Gelegenheiten geben, mehr über uns selbst heraus zu finden und auch unsere Ziele zu überprüfen und gegebenenfalls unseren wahren Wünschen anzupassen. Somit spannen wir auch wieder den Bogen vom Handwerk zur Kunst. Der Kunst, auf unserer Suche die Dinge zu finden, die sich nicht offen dem Auge präsentieren, der Kunst unsere Ziele zu überprüfen und den Erkenntnissen anzupassen, die wir unterwegs gefunden haben. Haben wir also den Mut gerade den krummen, verschlungenen Weg zu gehen und dabei das Risiko einzugehen etwas zu finden, nach dem wir vielleicht gar nicht gesucht haben - uns selbst.